Die Situation der Streuobstwiesen in Deutschland

Nachweise von Wildobstvorkommen gibt es seit 4.500 vor Christus in Deutschland, aber nur spontan und nicht kultiviert. Durch die Römer kamen die ersten Sorten nach Deutschland. Diese Obstbäume wurden nur in der Nähe der Römischen Villen gepflanzt und sind während der anschließenden, mehrere Jahrhunderte dauernden, Völkerwanderung sicherlich wieder verschwunden.

Im frühen Mittelalter seit dem 6. Jahrhundert führten die Germanen strenge Gesetze zum Schutz der Obstbäume und zum Fördern der Obstbaumpflanzung ein. Ortschaften erhielten zu dieser Zeit Namen wie Apfelbach, Apfelstetten, Eppelheim, Nussdorf und so weiter. Auch die Klöster hatten einen starken Einfluss auf das Wissen des Obstbaus, zum Eines es zu verbreiten und zum Anderen es für die Nachwelt zu sichern. Die Menschen nutzten das Obst vorwiegend für die Selbstversorgung.

Zu Beginn der Industrialisierung wurden die Streuobstwiesen für die Obstproduktion genutzt um die wachsende Bevölkerung auch in anderen Regionen zu versorgen. Ab 1930 war die größte Ausdehnung der Streuobstwiesenflächen, aufgrund der noch ausgeprägten bäuerlichen Landwirtschaft, erreicht. Die Familienbetriebe mit Ihren Tieren brauchten Grünfutter und pflanzten deshalb Hochstammobstbäume, obwohl der Niederstamm als Obstbaum schon entwickelt wurde.

Vom Hochstamm zur modernen Spindel

In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Hochstamm durch den Halbstamm und dann später durch die moderne Spindel ersetzt. Der traditionelle Obstbau war nicht mehr wirtschaftlich genug. Von 1950 bis 1970 wurde in manchen Obstbauregionen der Hochstamm herausgerissen und durch die kleinen Obstbäume ersetzt wie in der Bodensee Region oder im Alten Land in der Nähe von Hamburg. Ein anderer Grund für den Rückgang war die Durchführung von Infrastrukturmaßnahmen wie der Straßenausbau oder die Erweiterung von Wohngebieten. Die industrielle Landwirtschaft produziert im Obstbau nur Obst und nicht gleichzeitig das Grünfutter, es gibt für diese Doppelnutzung keinen Bedarf.

Aber seit 1980, zumeist durch die Nichtregierungsorganisationen wie zum Beispiel der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) , engagieren sich sehr viele Initiativen um die noch existierenden Bestände zu schützen und auch neue Hochstammobstbäume zu pflanzen. Der Bedarf, dieses ökologisch und ästhetisch einmalige Biotop zu schützen wurde erkannt und wächst.

Bis heute sind die Streuobstwiesen bedroht, aber der Rückgang schreitet nicht mehr so schnell fort. Aber häufig ist die Bewirtschaftung und die Pflege der noch existierenden Streuobstbestände nicht ausreichend. Das bedeutet, die traditionelle Nutzung des Landes verschwindet sehr langsam und die Streuobstwiese verwandelt sich in normales Grünland oder zu Buschland.