Streuobstwiesen in Ungarn
In Ungarn sind Streuobstwiesen Orte extensiver Landnutzung, an denen sich unterschiedliche Sorten von Obstbäumen unterschiedlichen Alters in loser, ungeordneter Reihung finden.
Sie treten als reine Gärten, Streuobstwiesen innerhalb von Weinbergen, Obstbäume auf Viehweiden, Obstbaumalleen am Straßenrand, als Begrenzung von Ackerflächen, entlang der Flüsse, innerhalb der Deiche oder sogar im Überschwemmungsbereich auf.
Am weitesten verbreitet sind auf diesen Streuobstwiesen Pflaumen und Zwetschgen, aber auch Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Nuss und andere Arten. Üblicherweise handelt sich um einheimische (z.B. Sóvári, Batul Apfel) und alte Sorten. Alte Sorten wurden im Überfluss bis zum Ende des 19. Jahrhunderts angebaut.
Streuobstwiesen verloren ihren wirtschaftlichen Nutzen
Streuobstwiesen wurden ohne den Einsatz von Chemikalien bewirtschaftet. Sie wurden gemäht oder beweidet.
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, die Einführung neuer Sorten und Technologien hatten die Streuobstwiesen in den 1920er Jahren ihren wirtschaftlichen Nutzen weitestgehend eingebüßt. Später verlor man das wirtschaftliche Interesse am Obsthandel fast vollständig und sah von daher von der weiteren Bestandserhaltung der Obstbäume ab.
In den vergangenen 50 Jahren wurde ein beträchtlicher Anteil – eine Ausnahme bilden Hausgärten – aller Streuobstwiesen aufgegeben. Alte Bäume wurden gefällt oder verbrannt; Obstgärten überwucherten mit Gestrüpp.
Einige wenige werden als Urlaubs- oder Wochenendgarten genutzt; dort werden alte Obstbäume erhalten; aber viele wurden aufgegeben und der Natur überlassen.
Bestandserhaltung durch Nichtregierungsorganisationen und Nationalparks
Die meisten Streuobstwiesen in Ungarn sind vernachlässigt und in einem schlechten Zustand. Der Grund unter den Bäumen wird nicht bewirtschaftet; die Bäume sind alt. Ihre touristische Erschließung und Nutzung ist noch nicht erfolgt; Obstbäume dienen einzig den Bedürfnissen ihrer Besitzer.
Nichtregierungsorganisationen und Nationalparks spielen eine wichtige Rolle für die Erhaltung von Streuobstwiesen. Sie spüren Streuobstwiesen auf, entrümpeln sie, identifizieren bedrohte Sorten und führen Lehrpfade ein.
Unsere Abteilung hat Exkursionen unternommen, um alte Sorten (vorwiegend Äpfel) in benachbarten Ländern der Karpatenregion zu untersuchen. In der Ukraine (nahe Visk) erreichen die Obstbäume häufig ein Alter von 100 Jahren. Die Flächen sind weitläufig und die Streuobstwiesen werden häufig als Wiesen- und Weideland genutzt. Aus finanziellen Gründen wird nicht gespritzt, wodurch die Ernte Bio-Qualität besitzt. In Transsylvanien finden sich alte Sorten überwiegend in Hausgärten und die lokale Bevölkerung besitzt ein enormes Wissen über sie.